Der Char B1 bis:
Unter der Leitung des berühmten Repräsentanten der französischen Panzertruppe, General Estienne, forderte die Abteilung Technik der Kampfwagen in 1921 fünf Firmen auf, den Prototyp eines Panzers zu entwickeln, der 15 Tonnen wiegen und mit einer auf der Wanne eingebauten 47mm oder 75mm-Kanone ausgerüstet werden sollte. 1924 wurden in Rueil drei Modelle vorgestellt, und drei Jahre später wurde der Auftrag erteilt, drei Typen bei drei Firmen zu konstruieren.
Diese wurden zwischen 1929 und 1931 vervollständigt und als Char B bezeichnet (Char = Panzer). Diese Panzer wogen 25 Tonnen und waren mit einer auf der Wanne montierten Kanone und zwei starr eingebauten Maschinengewehren ausgerüstet. Zwei Maschinengewehre befanden sich zusätzlich im Turm. Die Besatzung bestand aus 4 Mann. Mit einigen Abänderungen ging dieser Typ als Char 1 in die Fertigung. Als gerade 35 Exemplare fertiggestellt worden waren, wurde beschlossen ein verbessertes Modell in Produktion gehen zu lassen.
Dieser Typ wurde als Char B1-bis bekannt. Bis zur Niederlage Frankreichs in 1940 wurden 365 Exemplare gebaut, davon waren 66 Panzer bei der 1., 2., 3. und 4. DCR (Division Cuirassée de Reserve), weitere 57 waren in selbständigen Kompanien eingeteilt. Der Char B1-bis hatte eine hervorragende Panzerung, die jeder deutschen Panzerabwehrkanone – bis auf die 8,8cm – standhalten konnte. Die Wanne des Panzers bestand aus zusammengeschraubten Gußeinheiten. Der Fahrer saß links und steuerte den Panzer mit einem konventionelle Lenkrad, das mit einem hydrostatischen System verbunden war. Auf der rechten Seite des Fahrers war die 75mm-Kanone SA 35, die ein sehr kurzes Rohr (17,1 Kaliberlänge) hatte. Die Kanone war starr eingerichtet, so dass der Fahrer die Kanone durch Fahrmanöver ausrichtete. Das Rohr hatte sogar eine Luftausstoßanlage, die mit Kompressoren den Rauch aus der Kanone stieß. Ein 7,5mm Chatterault-MG wurde an der rechten Vorderseite der Wanne eingebaut, tiefer angeordnet als die Kanone. Dieses Maschinengewehr konnte vom Kommandanten oder vom Fahrer bedient werden. Der APX-Turm war identisch mit dem des SOMUA S-35 und war mit einer 37mm-Kanone ausgestattet. Ein 7,5mm-MG war ebenfalls in den Turm eingebaut. 74 Schuss 75mm-Sprenggranaten, 50 Schuss 47mm panzerbrechende und Sprenggranaten sowie 5100 Schuss MG-Munition wurden mitgeführt.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=2JJqDIQOuJE]Der Panzer hatte eine 4 Mann Besatzung: Von den 4 Besatzungsmitgliedern hatten der Kommandant und der Ladeschütze die meisten Aufgaben. Der Kommandant hatte die Turmwaffen zu richten, zu laden und zu feuern als auch den Panzer zu führen. Der Ladeschütze musste dem Kommandanten die Munition reichen als auch die 75mm-Kanone in der Wanne laden.
Der Motor, das Getriebe und die Treibstoffbehälter waren im hinteren Teil der Wanne untergebracht. Zusätzlich zum elektrischen Anlasser des Motors gab es noch einen Druckluftanlasser. Der Druckluftkompressor trieb auch einen Kreiselkompass an, der als Richtungsanzeiger eingebaut war. Das Laufwerk bestand aus je 16 Laufrollen auf jeder Seite: drei Gruppen mit je 4 Rädern waren durch senkrecht montierte Spiralfedern und halbelliptische Blattfedern abgestützt. Ferner gab es vorn drei unabhängige Laufrollen und hinten eine Laufrolle auf viertel-elliptische Blattfedern gestützt. Das Antriebsrad war auf der Rückseite, das Leitrad an der Stirnseite war mittels einer Spiralfederung als Spannvorrichtung einsetzbar.
Die weitere Entwicklung des Char B1-bis ergab den Char B1-ter, der eine Zusatzpanzerung erhielt. Zusätzlich wurde die Besatzung um einen Bordmechaniker erweitert. Von dem Char B1-ter wurden 5 Exemplare gebaut, wovon keiner an Kampfhandlungen teilnahm. Einige Char B1-bis wurden von den Franzosen 1944 bei der Befreiung des Hafens von Royan eingesetzt.
Die wichtigsten anderen französischen (mittleren / schweren) Infanteriepanzer waren der Char D1 und Char D2. Der Char D1 war in den frühen 30er Jahren entwickelt worden; 160 dieser Fahrzeuge wurden zwischen 1932 und 1935 für die Infanterie gebaut. Sie wogen 13 Tonnen und waren mit einer 47mm-Turmkanone bestückt. An der Stirnseite der Wanne war noch ein starres MG eingebaut. Dieses wurde vom Fahrer bedient. Spätere Modelle dieser Serie hatten eine stärkere Panzerung und einen leistungsfähigeren Motor. Hinzu kam ein am Turm angebrachtes koaxiales MG. Bevor die Produktion des Char D1 eingestellt wurde, begann die Arbeit an einem schwereren Panzer, dem Char D2. Dieser wog 16 Tonnen und wurde von einem 6-Zylinder Benzinmotor mit 150 PS angetrieben. Hiervon wurden bis 1940 etwa 100 Stück gebaut.
Einsatzzeit: 1936-1940
Bewaffnung:
1x75mm-Wannenkanone, 1x 7,5 mm-MG in der Wanne
1x47mm-TurmKanone, 1x 7,5mm-MG koax
Besatzung: 4Mann
Gefechtsgewicht: 32,0t
Panzerung: bis 60mm