Krieg in Libyen. Mal wieder möchte man fast meinen, nachdem in Afrika im Zweiten Weltkrieg einige der interessantesten Schlachten geführt wurden.Die Begriffe Tobruk, Gazala-Linie, El-Alamein-Linie, Operation „Battleaxe“ und Operation „Crusader“ sind den meisten Interessierten ein Begriff. Der Krieg in der Wüste war fast immer ein Krieg der Logistik und der schnellen Angriffe im Panzerverband.
Heute, 70 Jahre später, herrscht in Libyen ein Bürgerkrieg bei dem die Rebellen das Joch des Diktators Gaddafi abschütteln wollen. Bengasi gilt heute als Hochburg der Rebellen. Bis zum 20.03.2011 wurde die Stadt durch die Truppen des Diktators angegriffen. Bewaffnet mit Molotow-Cocktails und einigen wenigen erbeuteten schweren Waffen verteidigen sich die Rebellen gegen die libysche Armee. Seit dem 20.03.2011 wird diese Armee aus der Luft durch einen neuen Konfliktpartner angegriffen. Die Luftstreitkräfte von Frankreich, Großbritannien, der USA und einiger weiterer Staaten griffen, ermächtigt durch eine UNO-Resolution, Stellungen der libyschen Armee an. Inwiefern dies zu dem Waffenstillstand, den die UNO-Resolution fordert, beiträgt bleibt vorerst offen. Wir wollen einen Blick auf die libysche Armee werfen. Welche Ausrüstung besitzt diese überhaupt.
Die libysche Ausrüstung besteht vor allem aus russischem und französischem Gerät. Zwischen 55.000 und 90.000 Mann werden der Armee zugerechnet. Dazu kommen noch einmal 30.000 Volksmilizionäre als Reserve. Auf dem Papier ist das Heer in zwei Panzer- und eine mechanisierte Division aufgeteilt. Seriöse Quellen über die tatsächliche Bereitschaft gibt es nicht, geschätzt wird allerdings, dass nur 1/3 der auf dem Papier vorhandenen Divisionen tatsächlich einsatzbereit sind.
Da es sich hier ja nur um Luftangriffe handelt (bislang), ist es lohnenswert ein paar Daten zur Flugabwehr zu nennen. Zwei Flak-Battaillone und drei FlaRak-Brigaden übernehmen die Flugabwehr beim Heer. Die Flak-Battailone sind mit 40 L70Bofors und 57mmS-60 Flakgeschützen, ZSU 23-4 und 30mm M59 Flak-Panzern ausgerüstet. Die FlaRak-Brigaden benutzen französische Crotale und russische SA-6, SA-7, SA-9 sowie SA-13 und SA-14. Die Crotale Rakete ist eine All-Wetter Waffe, konzipiert für Flugobjekte in niedrigen Flughöhen bis maximal 5.000m Höhe. Das Waffensystem ist nicht schultergestützt einsetzbar. Die SA-6 bis SA-14 können sowohl von der Schulter gefeuert werden als auch in verschiedenen Kombinationen auf mobiles Abschussgerät verbaut werden. Auch sie dienen der Abwehr tieffliegenden Fluggeräts.
Das libysche Heer verwendet die sowjetischen T-55, T-62, den ein oder anderen T-72 aber auch knapp 180 T-90S Kampfpanzer.
Der T-55 ist einer der am häufigsten gebauten Panzer der Welt. In der Zeit von 1948 bis 1981 wurde er durchgehend produziert. Circa 55.000 Stück wurden produziert und an alle Länder des Warschauer Paktes und einigen assoziierten Staaten verkauft.Verbaut ist eine 100mm Kanone mit Rauchabsauger, Stabilisatoren und Höhenrichtsystem. Der T-55M kann sogar die lasergesteuerte AT-10 Stabber Panzerabwehrrakete durch die Kanone abschießen.
Der T-62 ist das Nachfolgemodell des T-55 und wurde als erster Panzer überhaupt mit einer 115mm Glattrohrkanone ausgestattet. Neben der besseren Kanone wurden auch stärkere Panzerung und ein besserer Motor verbaut.
Der T-72 war einst das Erfolgsmodell sowjetischer Panzerbaukunst. Dies lag aber eher an der modularen und einfacheren Bauweise als an der Gefechtskraft. Im zweiten Golfkrieg wurde eindrucksvoll gezeigt, wie wirkungsvoll dieser Panzer bekämpft werden kann. Der T-72 ist mit einer 125mm Glattrohrkanone ausgestattet. [youtube http://www.youtube.com/watch?v=0guwHfg859M]
Der T-90S ist eine Weiterentwicklung des T-72 und besitzt verbesserte Eigenschaften die vom T-80 übernommen wurden. Dazu gehören die aktuellste explosive Reaktivpanzerung, moderne Feuerleitsysteme elektronische Verteididungssysteme. Das S bedeutet, dass es sich um eine Exportvariante handelt. Wahrscheinlich werden die allerneusten „gimmicks“ russische Panzerbaukunst nicht in der Exportversion wiederfinden.
Nach bisherigen Erkenntnissen muss davon ausgegangen werden, dass die geballte modernen Luftstreitkräfte die gegen Libyen fliegen mehr als gut gerüstet sind für diesen ungleichen Kampf. Wie der Landkrieg bzw. die Rebellion davon profitieren kann, werden wir in den nächsten Tagen sehen können. Angeblich liefert Ägypten bereits Waffen an die Rebellen.
Explosive Reaktivpanzerung
Bei dem Krieg profitiert niemand außer dem Westen. Erst bombt man alles zusammen, dann kommen Bodentruppen und im Gegenzug für die tolle „Sicherheitsleistung“ darf dann die Industrie zu 100% nach Westen ausgerichtet werden.
@ Maik. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass irgendeine Nation den Bodenkampf in Libyen führen will. Zu sehr würde dieses Szenario an Irak oder Afghanistan erinnern. Ich sehe zur Zeit nur drei Möglichkeiten: 1. Die Rebellen verlieren, da Gaddafi über enorme Bargeld- und Goldreserven verfügt und sich unbegrenzt Söldner und Waffen sichern kann. 2. Die Rebellen gewinnen in einem langen und zähen asymmetrischen Kampf, da das Volk sich gesamt erhebt. Ich denke da an einen blutigen Bürgerkrieg wie in Ex-Jugoslawien. 3. Das Land teilt sich in einen Gaddafi-Teil und einen Rebellen-Teil. Nach zwei Jahren wird Gaddafi dann auch dort gestürzt, weil der Westen ohne den Osten nicht alleine überleben kann.